Aus dem Wanderbuch "Val Müstair" - Tour 13
17. Die Rötlspitze - Mal eben ein Dreitausender.
Sicher ein interessantes Ausflugsziel ist das Stilfserjoch. Die mittlerweile 175 Jahre alte Paßstraße galt mit ihrer Scheitelhöhe von 2757 m lange Zeit als die höchste
Paßstraße Europas, ist aber mittlerweile von der 42 m höher hinaufführenden Straße über den Restefond - La Bonette in den französischen Alpen entthront. Nichts desto
trotz ist eine Fahrt von Prad im Etschtal über 48 teilweise enge Kehren ein Erlebnis. Das Stilfserjoch (2757 m) selbst ist ein Rummelplatz mit Souvenirständen und
Gasthäusern. Auf der südlichen Seite der Straße gibt es auf dem Gletscher ein Sommerskigebiet. Von hier aus kann man aber auch wandern.
Entweder direkt gegenüber dem Museo Carlo Donegani im Gebäude der Volksbank Sondrio (Banca Popolare di Sondrio), das an den Erbauer der Straße erinnern soll, oder
wenige Meter in Richtung Bormio beginnt der Weg, der hinauf zu einem 85 m über den Joch gelegenen burgähnlichen Gebäude führt. Dies ist das Rifugio Garibaldi.
Wenige Meter rechts des Gebäudes befindet sich der Grenzstein Nr. 1 (2843 m). Hier trafen bis zum ersten Weltkrieg drei Staaten und drei Sprachgebiete aufeinander.
Dementsprechend hat der Berg auch drei Namen. Die romanisch sprechenden Schweizer nennen ihn "Piz da las trais linguas", was übersetzt auch nur der Name ist, den
die deutsch sprechenden Tiroler dem Berg gaben, nämlich "Dreisprachenspitze". Die Italiener nennen ihn "Cima Garibaldi". Bis 1917 stand hier das Hotel
Dreisprachenspitze auf Schweizer Boden. Der Grenzstein Nr. 1 markiert heute noch die Grenze zur Schweiz.
Seit dem Ende des ersten Weltkrieges, als Österreich Südtirol an Italien verlor, befindet sich der neue Dreiländerstein westlich des Reschenpasses.
Von hier oben sehen wir auch unser Ziel, den - wegen der Farbe seines Gesteins - Rötlspitze genannten Gipfel. Wir gehen also auf ihn zu. Etwa 150 Meter hinter dem
Wegweiser befindet sich links des Weges - etwas hinter Felsen versteckt auf Schweizerboden - ein Denkmal aus weißem Marmor, das an eine ungarische Einheit erinnern
soll, die im ersten Weltkrieg hier oben kämpfte.
Ungarisches Ehrenmal mit Rötlspitze (3026 m).
Bei einem weiteren Wegweiser können wir uns nun entscheiden. Links herum über Schweizer Gebiet oder rechts herum auf der italienischen Seite. Beide Wege können wir
nehmen. Ich entscheide mich für den italienischen. Er führt uns zu den Resten des Lempruch-Lagers der Österreichischen Armee aus dem ersten Weltkrieg. Nach zwei
durch Ketten gesicherten Stellen steigen wir links auf einen Grat herauf, denn der Weg geradeaus führt hinab über den Wormisionssteig zum Goldsee und in Richtung
Trafoi.
Oben trifft er wieder auf den anderen Weg. Wir steigen nun weiter kurz steil hinauf, bis wir den Einstieg in den Hangweg erreichen. Dieser zieht stetig steigend an der
Südostflanke der Rötlspitze auf italienischem Gebiet hinauf. Ein oben auf einem Sattel stehender Wegweiser ist unser nächstes Ziel. Vom Sella da Piz Cotschen (2925 m),
der wiederum die Grenze zur Schweiz ist, schauen wir nach Norden in das Val Costainas, durch das ein Wanderweg hinab in Richtung Sta. Maria führt. Hier gehen wir
nach links und steigen die letzten 100 m zur Rötlspitze hinauf. Sie hat genaugenommen zwei nahezu gleich hohe Gipfel. Der mit 3026 m eigentlich höchste Punkt der
Rötlspitze - auf Romanisch "Piz Cotschen" - befindet sich hinter einer schmalen Felsenschlucht, die uns einen etwas erschreckenden Tiefblick gibt. Auf mich wirkt er wie
das "Tor zur Hölle". Doch wem dieser Überstieg nicht sympathisch ist, dem darf gesagt sein, auch die andere Seite ist natürlich über 3000 Meter hoch. Ein schöner
Rundblick belohnt uns für den Anstieg.
Rundblick von der Rötlspitze (112 kb)
Blick von der Rötlspitze zum Umbrailpaß.
Wir müssen auf dem gleichen Weg zurück zum Stilfserjoch.
Die Rötlspitze läßt sich aber auch gut in eine Wanderung vom Stilfserjoch nach Sta. Maria durch das Val Costainas integrieren.
Wenn die Überschrift vielleicht eine leichte Wanderung suggeriert, soll an dieser Stelle aber gesagt sein, daß insbesondere die Passage an der Südostflanke der Rötlspitze
eine gewisse Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert, denn der Hang fällt mehrere hundert Meter ab. Der Weg auf das Plateau der Dreisprachenspitze bis hin zum
Lempruch-Lager ist aber leicht.
Wanderzeit : etwa 2 Stunden (4 km).
Höhenunterschiede : Auf- und Abstieg etwa 270 m.
Höchste Stelle : Rötlspitze (3026 m).
Einkehrmöglichkeiten unterwegs : Rifugio Garibaldi auf der Dreisprachenspitze.
Parkmöglichkeiten : am Stilfserjoch.
Wichtig : Für den Grenzübertritt sind gültige Ausweispapiere mitzuführen !
Text: © Carsten Wasow 2002
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