Tourenbeschreibungen :

Aus dem Wanderbuch "Val Müstair" - Tour 25

35. Uinaschlucht - Durch eine wilde Schlucht.

Eine lohnende Variante der Tour zur Sesvennahütte ist es durch die Uinaschlucht ins Engadin weiter zu wandern. Allerdings erfordert dieses Vorhaben ein wenig logistische Planung, denn man braucht entweder jemanden, der einen am Ziel in Sur En abholt oder aber man muß die Fahrpläne der öffentlichen Verkehrsmittel studieren.
Der Ort Schlinig bzw. die Talstation des Watles-Sesselliftes sind mit fahrplanmäßigen Bussen nicht zu erreichen. Hier möchte ich auf das Wandertaxi des Tourismusvereins Mals verweisen. Es fährt von der Sennerei in Burgeis im Anschluß an den ersten Kurs des SAD-Citybusses in Mals (Abfahrt vom Bahnhof im Sommer 2007 um 8.42 Uhr). Vom Endpunkt der Wanderung in Sur En verkehren Postautos der Schweizer Post nach Scuol. Mit diesem fährt man bis Crusch an der Engadiner Talstraße und steigt dort in das Postauto in Richtung Martina und Landeck um, mit dem man bis ins österreichische Nauders fährt. Von dort verkehren die Busse der
SAD nach Mals. Eine andere Möglichkeit ist die Fahrt über Scuol und Zernez und weiter mit dem Postauto durch den Nationalpark ins Münstertal und nach Mals.

Die alte Pforzheimer Hütte
Die alte Pforzheimer Hütte.

Diese Wanderung an einem Tag durchzuführen ist sehr schwierig, denn die Tour ist mit 19 km sehr lang. Daher ist es lohnend eine Übernachtung in der Sesvennahütte einzuplanen und am nächsten Tag über den Schlinigpaß und durch die Uinaschlucht nach Sur En zu wandern. Ob man die Wanderung dabei an der Plantapatsch-Hütte oder in Schlinig startet ist von der Entfernung her egal, denn von beiden ist es etwa gleich weit zur Sesvennahütte, doch ist der Weg von der Bergstaion des Watles-Sesselliftes zur Sesvennahütte der bequemere und auch der schönere, bietet er doch die Aussichten auf das Schliniger Tal und die Sesvennagruppe und zurück zur Ortlergruppe und in den Obervinschgau.
Also wandern wir wie bei der
Wanderung zur Sesvennahütte (2258 m) und von dort in wenigen Minuten hinauf zum Schlinigpaß (2309 m) und zur Schweizer Grenze. Hinter der Grenze wundern wir uns vielleicht über die trichterförmig angeordnete Mauer. Hier wird im Sommer das Vieh hindurchgetrieben um es zu zählen und zu verzollen, denn auch die auf Schweizer Seite liegende Alp wird schon seit 400 Jahren von Malser Jungvieh beweidet, weil Vieh von der Schweiz nicht durch die Schlucht heraufgetrieben werden kann.

Blick ins Val d´Uina
Blick ins Val d´Uina.

Hier beginnt also der lange Abstieg durch das Val d´Uina. Weil sie auch bei Mountain-Bikern sehr beliebt ist erläutert eine Tafel das Verhalten in der Schlucht. Bald verliert der Weg die ersten hundert Meter Höhe. Wir passieren eine kleine Hütte und wenig später auch die Alp Sursaas (2152 m), wo der Wanderweg von der hoch über Scuol gelegenen Lischanahütte herunterkommt. Danach verengt sich das Tal und durch eine schmale Schlucht stürzt der Bach hinab. In die Felswand hineingehauen verläuft der Wanderweg. Wir haben die Uinaschlucht erreicht.

Der Weg durch die Uinaschlucht.
Der Weg durch die Uinaschlucht.

Der imposante Weg wurde schon bald nach dem Bau der Pforzheimer Hütte in Angriff genommen und stellt eine eigentlich recht bequeme Verbindung vom Unterengadin über den Schlinigpaß in den Vinschgau dar. Mit einer 50-prozentigen Beihilfe des Kantons Graubünden, Spenden und Geldern der Pforzheimer Alpenvereinssektion konnten die damals für den Bau des Weges erforderlichen 32.500 Schweizer Franken aufgebracht werden und so wurde von 1908 bis 1910 der mehr als 1 km lange und bis zu 100 Metern über dem Grund der Schlucht verlaufende Weg in einer Breite von 1,30 m mit zwei Tunnels meist als felsüberdachte Galerie in den Berg gehauen.

Blick von unten in die Uinaschlucht
Blick von unten in die Uinaschlucht.
Der dunkle Streifen in der Bildmitte ist der in die Wand gehauene Wanderweg.

Nach Durchqueren der wilden Schlucht steigen wir durch Wald und Viehweiden ab zur Alp Uina-Dadaint (1783 m), wo man nochmals einkehren und sich für den Rest der Wanderung stärken kann. Nun liegt noch ein Höhenunterschied von 650 m auf einer Strecke von knapp 7 km vor uns.

Die Alp Uina-Dadaint
Die Alp Uina-Dadaint.

Wir wandern auf einem Alpsträßchen durch den Wald und kurz nacheinander zweimal über den Bach. Einige Zeit später passieren wir an eine hölzerne Blockhütte und wechseln kurz darauf abermals die Bachseite und gehen nun unterhalb der Alp Uina-Dadora (1499 m) weiter. Wiederum wechseln wir nach einer Weile die Talseite und unser Sträßchen steigt nochmals kurz an. Der Bach fließt nochmals durch eine kleine Schlucht, die einige Meter unter uns liegt. Später geht es durch einen Tunnel und danach wechseln wir ein letztes Mal die Bachseite und wenig später haben wir endlich unser Ziel Sur En (1121 m) am Inn erreicht. Von hier fahren die Postautos mehrmals am Tag. Wem aber die Wartezeit in Sur En eventuell zu lang ist, kann man auch noch vorbei am Campingplatz und über die Holzbrücke nach Crusch an der Engadiner Talstraße hinaufsteigen (Anstieg 120 m), wo die Postautos in der Regel stündlich verkehren (zusätzlich eine gute halbe Stunde).

Am Ziel in Sur En
Am Ziel in Sur En.

Wanderzeit : etwa 6 Stunden (19 km).
Höhenunterschiede : Aufstieg von Schlinig 570 m, von der Plantapatschhütte 220 m, Abstieg etwa 1200 m.
Höchste Stelle : bei der Schäferhütte (2359 m).
Einkehrmöglichkeiten unterwegs : Plantapatschhütte, Sesvennahütte, Uina-Dadaint, Sur En.
Parkmöglichkeiten : bei der Talstation des Watles-Sesselliftes oder am Bahnhof in Mals.

Text: © Carsten Wasow 2007

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