38. Val Sinestra - Das Tal der Holländer.
Fast ganz unten im Engadin liegt als vorletzte Gemeinde Ramosch. Hoch über dem kleinen Ort befindet sich die Fraktion Vnà (1602 m). Ein kleines Postauto fährt
mehrmals am Tag die Kurven von der Engadiner Talstraße hier hinauf. Bei der Endstation an der Post beginnen wir unsere Wanderung und gehen in westlicher Richtung
auf der Via Engiadina (Panorama Engiadina Bassa). Uns fallen bunte Schilder an den Häusern im Dorf auf: das "Romanische Dictionaire" mit romanischen Wörtern
übersetzt in 4 Sprachen ist zu einem Blickfang für die Gäste geworden. Vorbei an einem Gasthaus verlassen wir das kleine Dorf und wandern langsam ansteigend durch die Wiesen
hoch über dem Val Sinestra, in das sich der Bach "La Brancla" tief eingegraben hat.
Dabei genießen wir schöne Aussichten über das Inntal hinein in das Val d´Uina, durch das man bei der Wanderung durch die Uinaschlucht hinunterkommt. Nach wenigen
Minuten zweigt der direkte Weg zum Kurhaus Val Sinestra ab, aber das ist dann doch zu kurz, man wäre nämlich in etwa 40 Minuten schon dort. Also wandern wir auf
dem Alpweg noch eine gute halbe Stunde zumeist am Waldrand mit Blicken in das tiefe Tal weiter, bis ein weiterer Fahrweg nach links in Richtung "Zuort" abzweigt.
Wer noch etwas länger wandern möchte, hat die Möglichkeit auf dem Fahrweg am Waldrand zu bleiben und über Pra San Peder nach Griosch zu gelangen und von dort
durch das Tal nach Zuort zu gelangen (etwa 1 Stunde mehr).
Wir folgen dem Weg nach links. Er bringt uns durch den Wald, wo wir nach einiger Zeit ein Bächlein überqueren. Kurz danach zweigt nach links der kürzeste Weg von
Zuort zum Kurhaus Val Sinestra ab, doch hat dieser ein paar "kleinere Abenteuer" für den Wanderer parat, es gibt nämlich drei Hängebrücken auf dem Wanderweg, der
nach den schweren Unwettern im August 2005 teilweise weggespült wurde und neu angelegt werden mußte. Wir aber wandern auf dem Fahrweg weiter. Auch dieser mußte
nach dem Unwetter nach einem Hangrutsch auf einem Teilstück neu angelegt werden. Auf der anderen Talseite sehen wir ein Holzhaus und eine kleine Kapelle.
Das hübsche Holzhaus hat der bekannte holländische Dirigent Willem Mengelberg hier im Jahre 1911 als Ferienchalet für junge Musiker gebaut. Er starb hier im Jahre
1951 im Alter von 80 Jahren. Wenige Meter oberhalb beifindet sich im Wald versteckt eine sehenswerte kleine Holzkapelle, die Mengelberg in den Jahren 1920 bis 24 aus
Dankbarkeit erbauen ließ, weil sowohl seine Heimat Holland wie auch die Schweiz vom 1. Weltkrieg verschont wurden. Sie hat ein interessantes Glockenspiel mit 14
Glocken, die zu gewissen Zeiten durch den Wald erklingt. Unterhalb davon befindet sich der noch nicht sichtbare Hof Zuort.
Nun überqueren wir den zweiten Bach auf einer neuen Brücke. Kurz bevor wir wieder in den Wald hineintauchen, sollten wir uns umdrehen, denn auf dem
gegenüberliegenden Hang hat uns die Natur eine Besonderheit präsentiert, die Cluchers. Das sind Erdpyramiden, wo ein festes Gestein auf dem Hang liegengeblieben ist
und die Erosion das Gelände außen herum weggespült hat und nur der Stein mit dem darunter befindlichen Boden blieben stehen und bildete diese Pyramiden. Nun sind es
nur noch wenige Meter durch den Wald, dann sehen wir vor uns bereits den Hof Zuort (1711 m), wo eine Gaststätte zur Rast einlädt.
Hof Zuort mit Piz Tschütta (Stammerspitz).
Nach der Rast und einem Blick in das Kirchlein folgen wir direkt beim Hof Zuort dem Holzwegweiser nach Val Sinestra. Dieser Weg bringt uns rasch in den Wald. Dort
gelangen wir in einer Schleife zu einer Hängebrücke über die "Aua da Laver", die ebenfalls nach den Unwettern im August 2005 neu erbaut werden mußte. Aber sie ist die
einzige auf diesem Weg, der danach wieder etwas ansteigt und sich dann am Hang entlangzieht. Dabei bietet er immer wieder schöne Ausblicke auf die Erdpyramiden.
Nach einiger Zeit kommen wir bei La Crusch auf eine Forststraße, der wir nun abwärts folgen. Nach einer guten Viertelstunde zweigt ein Wanderweg nach Sinestra ab. Er
führt im Zickzack hinab in den Talgrund, wo der Bach weg- und steglos überquert wird und es dann auf der anderen Bachseite nicht mehr Weit zum Kurhaus ist. Wer
diesen Weg nicht möchte bleibt noch gut 10 Minuten auf dem Sträßchen und durchwandert dabei den Einschnitt des Val da Ruinas und geht wenige Minuten danach nach
links im Zickzack hinab zum Kurhaus Val Sinestra (1522 m).
Das fast wie ein geheimnisvolles Märchenschloß wirkende Kurhaus wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Man machte dort Trink- und Badekuren in Mineralwasser.
Der Kurbetrieb wurde in den siebziger Jahren eingestellt. Seit einigen Jahren wird das große Haus von Holländern als preisgünstiges Familienhotel betrieben, in dem die
Gäste freiwillig beim Tischdecken und Abwaschen mithelfen und auch ihre Zimmer selbst reinigen.
Fast wie ein Märchenschloß - das Kurhaus Val Sinestra.
Wer mit dem Auto angereist ist muß wieder zurück nach Vnà wandern. Dies kann man mit einem Anstieg von etwa 160 Metern in einer Stunde auf der Via Engiadina.
Für die Benutzer der öffentlichen Verkehrsmittel fährt drei Mal am Tag das Postauto von Scuol über Sent hierher und bringt uns zurück zur Bahnstation in Scuol.
Wanderzeit : etwa 2 1/2 bis 3 Stunden (9 km).
Höhenunterschiede : Aufsteig etwa 200 m, Abstieg etwa 300 m.
Höchste Stelle : Forststraße bei La Crusch (1762 m).
Einkehrmöglichkeiten unterwegs : Hof Zuort, Kurhaus Val Sinestra.
Parkmöglichkeiten : In Vnà.
Text: © Carsten Wasow 2006
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