BNN-Wandertips - Odenwald: Wo der Neckar den Rhein trifft

BNN-Wandertips

 

Wanderung in Mannheim zwischen Industrie und Natur
Wo der Neckar den Rhein trifft

Mannheim. Mit dem Bau der ersten Eisenbahnen und dem Wegfall der Zollschranken in Deutschland begann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die frühe Phase der Industrialisierung in unserem Land. Eisenerzeugung und Maschinenbau, aber auch die Textilindustrie und hier insbesondere die Baumwollverarbeitung erlebten eine rasante Entwicklung. Für das Bleichen der Fasern wurden neue effizientere Verfahren gesucht, was den Anstoß zum Aufbau der ersten chemischen Industrie gab. Auch brauchte die Textilindustrie Farben. Diese konnten unter anderem aus Steinkohleteer gewonnen werden und der fiel in der Leuchtgasfabrik des Mannheimer Unternehmers Friedrich Engelhorn an. So kam er auf die Idee in die Produktion von Farbstoffen auf Teer- und Anilinbasis einzusteigen und gründete 1865 die Badische Anilin- und Sodafabrik. Nachdem der zunächst geplante Geländeerwerb im badischen Mannheim scheitert, entstehen die Fabrikationsbauten - gefördert vom Bayerischen König - am gegenüberliegenden Rheinufer im pfälzischen Ludwigshafen, das damals zu Bayern gehörte. Deshalb wurde später über die Mannheimer gespöttelt, denn Ludwigshafen hatte die Steuer und Mannheim (wegen des vorherrschenden Westwindes) den Gestank. So schlimm ist es aber heute nicht mehr. Wir werden es sehen, denn ein Teil unserer heutigen Wanderung verläuft am Rhein gegenüber der großen Fabrik.

Dazu starten wir an der Haltestelle "Bürstadter Straße" der Straßenbahnlinie 3 im Mannheimer Stadtteil Sandhofen. Links der Gleise gehen wir von der Haltestelle zum nahen Aufgang zur Brücke. Hier entdecken wir auch unser erstes Wegzeichen, das "rote R". Über die Brücke gelangen wir auf die andere Seite des Altrheins zur Friesenheimer Insel. Der Name erinnert daran, daß dieses Gebiet vor der Rheinbegradigung durch Tulla zu dieser pfälzischen Gemeinde gehörte, die heute ein Stadtteil von Ludwigshafen ist. Unser Fußweg führt uns über eine lange Treppe hinunter und bei der Muskatormühle rechtshaltend zum Altrhein. Wir gehen rechts unter der Brücke hindurch und tauchen in das Wäldchen zwischen dem Altrhein zu unserer Linken und dem begrünten Müllberg rechts von uns ein. Es ist ein Rest des Auwaldes. Nach etwa 10 Minuten halten wir uns bei einer X-Kreuzung auf dem rechten Weg - der linke führt nämlich nur ans Wasser - und bei einer Schranke endet das Altwasser, neben dem wir eine ganze Weile hergelaufen sind. Rechts unseres Weges zeigt uns eine Betonmauer, daß sich dahinter das Industriegebiet befindet. Ein paar Minuten später sehen wir, etwas verdeckt durch eine Rohrleitung, auf der anderen Seite des Altrheins die Luzenbergschule mit dem wuchtigen Wasserturm. Wir aber halten uns vor dieser Rohrleitung rechts und wandern zwischen zwei Betrieben hindurch. Plötzlich sind wir mitten im Industriegebiet und sehen vor uns den hohen Schornstein der Mannheimer Müllverbrennungsanlage. Gleich wenden wir uns links und gehen auf der "Rudolf-Diesel-Straße" zur Ampel, an der wir die "Diffenéstraße" überqueren, um auf ihrer anderen Straßenseite nach rechts weiterzugehen. Nach wenigen Metern schickt uns das "rote R" nach links in die Einsteinstraße, auf der unter der Woche starker LKW-Verkehr zu den hier ansässigen Betrieben herrscht. Rechts befindet sich übrigens die alte Mannheimer Kläranlage. Wir überqueren ein Industriegleis und können wenige Minuten später nach einem Straßenknick bereits das Ende der Straße und damit des Industriegebietes sehen. Dort schauen wir über die Inselwiesen zur BASF hinüber, die sich bereits auf der anderen Rheinseite befindet. Wir wandern links den Damm hinab in die Anlage des Kleingärtnervereins Friesenheimer Insel. Gleich schwenkt die geteerte Straße nach rechts um und wir marschieren auf dem Hauptweg durch die Schreber-Kolonie. In der Mitte der Kolonie lädt eine Gaststätte zur Rast ein. Am Ende der Kleingartenanlage wenden wir uns zunächst links und gelangen danach rechtshaltend auf den Damm und zur Kammerschleuse, mit der die Schiffe den Wasserspiegelunterschied vom Altrhein zum Neckar überwinden können. Das "rote R" führt hier (natürlich nur bei geschlossener Schleuse) über das Neckarseitige Schleusentor in Richtung Mannheim, während wir rechts mit dem neuen Wanderzeichen, dem "blauen geschwungenen N" des Neckarweges weitergehen. Links von uns fließt der Neckar auf seinen letzten Metern dahin. Auf der anderen Neckarseite befindet sich das industriell geprägte Handelshafengebiet. Der Mannheimer Hafen ist der zweitgrößte Binnenhafen Deutschlands.

Zunächst noch entlang einer Hecke erreichen wir nämlich in wenigen Minuten die Mündung des Neckars in den Rhein. Unser Weg ist unmerklich direkt ans Ufer gekommen und nun marschieren wir "rheinabwärts" weiter. Drüben auf der anderen Rheinseite befindet sich die BASF, übrigens die größte zusammenhängende Chemie-Fabrikanlage der Welt. Nach etwa 20 Minuten passieren wir die Orderstation, die zur Einkehr einlädt. Ihr Name stammt noch aus der Zeit, als an dieser Stelle Lotsen geordert wurden, um den Schiffern beim Durchfahren gefährlicher Flußpassagen zu helfen.

Nun wandern wir noch etwa eine knappe halbe Stunde am Rheinufer entlang. Im Hintergrund sehen wir die Theodor-Heuss-Brücke der Autobahn A 6.

Wenn wir das Wäldchen Weidenschlägel erreichen, wenden wir uns rechts und gelangen durch das Wäldchen in wenigen Minuten vorbei am Mannheimer Tierheim zum in der Region bekannten Fischrestaurant Dehus. Hier wenden wir uns links und gelangen zu einem kleinen Höhepunkt unserer etwas ungewöhnlichen Wanderung, denn hier bringt uns die 1897 ! in Neckarsulm erbaute Fähre an einer Kette auf das andere Ufer hinüber. Das alte Schiff, das im Jahre 2008 generalüberholt wurde, versieht mit seinem erst zweiten Motor noch täglich seinen Dienst und zieht sich an der ebenfalls erst zweiten Führungskette auf die jeweils andere Seite des Altrheins. Sie ist damit das älteste noch im Betrieb befindliche Fährschiff in Deutschland.

Drüben überqueren wir gleich den Abwasserkanal der Zellstoffabrik und kreuzen gleich danach das "rote R" des Rhein-Neckar-Weges. Wir folgen unserem Neckarweg-Zeichen auf dem Sträßchen geradeaus weiter durch die Wiesen. Bald knickt es scharf nach rechts ab und führt durch einen Durchlaß im Damm weiter. Wir wandern nun zwischen den Kleingärten und Sportplätzen weiter. Dann geht es auf das Hochgestade hinauf und wir gelangen nach Sandhofen. Geradwegs wandern wir auf der "Kalthorststraße" in den Ort. An ihrem Ende wenden wir uns rechts und gehen an der neuen Pizzeria am Stich vorbei zur Endhaltestelle der Straßenbahn, wo unsere Wanderung enden soll.

 

Wanderung :

Von der Altrheinbrücke über die Friesenheimer Insel zur Kammerschleuse und an Neckar und Rhein entlang zum Dehus und mit der Fähre hinüber nach Sandhofen.

Wanderzeit :

etwa 3 Stunden (11 km).

gesamter Höhenanstieg :

unbedeutend, wir wandern in der Rheinebene.

Einkehrmöglichkeiten :

Kleingartenanlage, Orderstation, Dehus und Sandhofen.

Kartenmaterial :

Freizeitkarte 1 : 50.000 Blatt F 513 "Mannheim - Heidelberg", herausgegeben vom Landesvermessungsamt Baden-Württemberg oder Topographische Freizeitkarte 1 : 20.000 mit Wanderwegen, TF20-16 "Südliches Ried", herausgegeben vom Hessischen Landesvermessungsamt

Sehenswürdigkeiten :

alte Fähre am Dehus.

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln :

Mit der Bundesbahn nach Mannheim Hbf. Von dort mit der Straßenbahnlinie 3 Richtung Sandhofen bis zur Haltestelle "Bürstadter Straße". Rückfahrt von Sandhofen.

Fahrkarten :

Für die Wanderung eignet sich das Baden-Württemberg-Ticket der Bahn, ab Bad Schönborn, Waghäusel oder Wörth am Rhein gilt auch das Ticket 24 (plus) des VRN.

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Die deutschen Landesvermessungsämter haben auf Grundlage der Topographischen Karte 1 : 50.000 eine Serie von 14
CD-ROMs herausgegeben. Zu diesen CD-ROMs können Sie sich hier ein Overlay mit dem genauen Verlauf des Wandervorschlages für Ihren privaten Gebrauch und zu Ihrer Tourenplanung herunterladen.

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Dieser Wandertip ist am 30. September 2010 erschienen.

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