Tourenbeschreibungen :

Aus dem Wanderbuch "Val Müstair" - Tour 16

22. Monte Scorluzzo - der Feldherrnhügel am Stilfserjoch

Südwestlich des Stilfserjochs liegt der höchste der drei Dreitausender, die ein normaler Wanderer ohne größere Probleme und Kletterausrüstung erreichen kann, der Monte Scorluzzo. Im Ersten Weltkrieg war er von besonderer strategischer Bedeutung, bietet er doch einen hervorragenden Überblick über das Stilfserjoch, das ja damals die Staatsgrenze zwischen Österreich-Ungarn und Italien bildete. War er zu Beginn des Krieges von den Italienern besetzt, so nahmen ihn die Österreicher in einer Kommandoaktion in ihren Besitz und konnten ihn bis zum Ende des Krieges halten. Die Italiener zogen sich auf weiter westlich gelegene Posten zurück.
Um diesen Aussichtspunkt zu erreichen gehen wir auf der Paßhöhe des
Stilfserjochs (2757 m) zunächst zur Talstation der Seilbahn auf den Trincerone (3024 m) und den Monte Livrio (3174 m). Wenige Meter westlich davon beginnt die anfangs sehr steile Fahrstraße, die aber nur für Allradfahrzeuge und PS-starke normale PKW geeignet ist und ohnehin mittlerweile für den gesamten Verkehr gesperrt ist. Wir folgen dabei dem rot-weiß-rot markierten offiziellen Wanderweg, sowie der rot-grün-weißen Markierung des Militärhistorischen Wanderweges Stelvio - Umbrail.
Nach zwei Kehren passieren wir das Rifugio Compagnioni und steigen weiter auf dem Fahrsträßchen bis zum Sattel
"Passo Platigliole" (2908 m) hinauf, wo die Fahrstraße nach links umschwenkt und zur Mittelstation Trincerone der Seilbahn führt, während wir nun auf einem Pfädchen nach rechts auf der Rückseite des kleinen Scorluzzo hinaufsteigen.
Wollen wir uns den Aufstieg auf der steilen Fahrstraße zum Passo Platigliole ersparen, können wir auch mit der
Seilbahn bis zur Mittelstation Trincerone fahren und von dort aus auf dem Fahrweg hinunter auf den Sattel gelangen und zum Monte Scorluzzo aufsteigen.
Nach wenigen Metern Anstieg macht der militärhistorische Weg einen Schlenker nach rechts über die Stellungen hier auf dem kleinen Scorluzzo, während der normale Wanderweg weiter direkt den Hang hinaufsteigt. Wenig später vereinigen sich beide Wege wieder und führen stetig steigend hinauf in einer guten halben Stunde auf den Gipfel des Monte Scorluzzo (3095 m), auf dem wir noch deutlich die Stellung der Österreicher aus dem ersten Weltkrieg ausmachen können.

Rundblick vom Gipfel des Monte Scorluzzo (185 kb)

Blick vom Monte Scorluzzo
Blick vom Monte Scorluzzo auf Stilfserjoch, Dreisprachenspitze und Rötlspitze,
im Hintergrund die Ötztaler Alpen mit der Weißkugel.

Herrlich ist der Rundblick von hier oben. Dominiert wird die Szene im Osten natürlich von der Ortlergruppe, aber im Westen können wir gut die Berninagruppe ausmachen, sehen in nördlicher Richtung die Engadiner Alpen und im Nordosten die Ötztaler Alpen mit der Weißkugel.
Wer nur den Gipfel besteigen möchte geht auf dem gleichen Weg wieder zurück zum Stilfserjoch.
Sowohl der Militärhistorische Pfad als auch der offizielle Wanderweg führen aber weiter vom Monte Scorluzzo nach Süden hinab über den Rücken des Filone del Mot, auf dem sich italienische Stellungen und Unterkünfte befanden.
Für Berggänger mit alpiner Erfahrung und Trittsicherheit ist dies eine eindrucksvolle Wanderung mit prächtigen Ausblicken und einer guten Möglichkeit Steinböcke zu beobachten. Wenn Schnee liegt ist jedoch Vorsicht geboten.

Blick vom Monte Scorluzzo über die italienischen Stellungen am Filone del Mot
Blick vom Monte Scorluzzo über die italienischen Stellungen am Filone del Mot.

So steigen wir also ab. Gleich unterhalb des Gipfels gibt es einen kurzen schwierigen Abschnitt, denn es sind zwei überhängende Felsenspitzen zu überwinden, die mit Ketten gesichert sind. Rasch geht es hinab. Hier sind noch einige österreichische Stellungen sichtbar. Nach einigen heute noch erkennbaren Drahthindernissen begann das Niemandsland. 100 Meter unterhalb des Gipfels wird das Gelände etwas sanfter und ist schon mit Gras und Geröll bedeckt.
Wenn wir eine kreisrunde Stellung (2931 m) erreicht haben, sind wir bei dem ersten Posten der Italiener angekommen, die mitten auf den Grat gebaut wurde.
Wir umringen sie auf der rechten Seite und halten uns zumeist auf der rechten Seite des Kamms wandern auf dem Grat kurz auch wieder etwas ansteigend weiter vorbei an vorgelagerten italienischen Stellungen.

Prächtige Aussicht am Filone del Mot bis hin zum Berninamassiv.
Prächtige Aussicht am Filone del Mot bis hin zum Berninamassiv.

Einige Minuten später treffen wir auf einen hervorragend erhaltenen den Grat querenden Laufgraben. Dort führt der militärhistorische Weg rechtshaltend wieder aufsteigend über einen Rücken vorbei an weiteren Unterkünften, während sich der normale Wanderweg zunächst noch weiter an der Bergkante hält und erst später nach rechts bergab führt. Bald vereinigen sich beide wieder und wir finden uns rasch auf einem Sattel am Filone del Mot (2773 m) wieder, auf dem sich ein Wegweiser befindet.
Auf der Rückseite der dahinterliegenden Kuppe befand sich eine Ansammlung von Unterkünften der italienischen Alpini, das uns ein wenig an ein kleines "Machu Pichu" erinnert.

Mit etwas Glück können wir Steinböcke beobachten
Mit etwas Glück können wir Steinböcke beobachten.

Von diesem Wegweiser führt der offizielle Wanderweg vorbei an den Gebäuderesten sehr steil hinab zur Paßstraße, die kurz oberhalb der IIa Cantoniera erreicht wird. "Sentiero per escursionisti esperti" warnt der Wegweiser bei diesem Weg, also nur für Experten. Daher wählen wir den Weg zur IIIa Cantoniera, der nun in nördlicher Richtung den Berg hinab führt. Unterhalb sehen wir einen Stall. Dort müssen wir hin.
Wenn Schnee im Hang liegt ist aber auch dieser Weg schwierig, denn er ist schlecht zu erkennen.
Zuerst im Zickzack, dann an der Bergflanke entlang verlieren wir rasch an Höhe. Unten angekommen führt der militärhistorische Wanderweg geradewegs am Hang entlang weiter in Richtung Laghi di Scorluzzo führt und trifft erst viel weiter oben wieder auf die Stilfserjochstraße.
Wir aber wandern linkshaltend weglos über die Wiesen, orientieren uns dabei an den hölzernen Markierungsstangen und dem Stall Malga Scorluzzo, den wir nach Überqueren einiger Bächlein auch bald erreichen.
Auf der anderen Seite des Stalles beginnt ein Fahrweg, der in einer langen Doppelschleife für die wir eine halbe Stunde brauchen, hinab zur
IIIa Cantoniera an der Stilfserjochstraße führt. Im Talgrund nach dem Bach nochmals nach links erreichen wir unterhalb des roten Straßenwärterhauses die Straße, auf der es nach rechts nur noch ein paar Schritte bis zum Parkplatz sind, an dem sich die Haltestelle der Omnibusse der Firma Perego befindet, die in den Monaten Juli und August auf der Stilfserjochstraße fahren und mit denen man sowohl von der IIa Cantoniera als auch von der IIIa Cantoniera wieder zurück zum Stilfserjoch gelangen kann.
Während der Sommermonate kann der Busfahrplan
hier als Excel-Dokument heruntergeladen werden.

Wanderzeit : etwa 3 1/2 Stunden (8,5 km), nur bis zum Gipfel und zurück zum Stilfserjoch etwa 2 Stunden (3,5 km).
Höhenunterschiede : Aufstieg etwa 340 m, Abstieg vom Monte Scorluzzo zur IIIa Cantoniera etwa 800 m.
Höchste Stelle : Monte Scorluzzo (3095 m).
Einkehrmöglichkeiten unterwegs : keine, das Rifugio Compagnoni ist offenbar geschlossen.
Parkmöglichkeiten : auf dem Stilfserjoch und an der IIIa Cantoniera.

Text: © Carsten Wasow 2007

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Austrian Map

CD-ROM Swissmap 50

GPX - GPS-Austauschformat

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nur vom Stilfserjoch
bis zum Gipfel :
GPSies - Tracks for Vagabonds

vom Stilfserjoch über den Gipfel
bis zur IIIa Cantoniera :
GPSies - Tracks for Vagabonds

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