Tourenbeschreibungen :

Aus dem Wanderbuch "Val Müstair" - Tour 19

25. Punta di Rims - Oben am Berg stand einsam ein Soldat.

Haben wir bei der Wanderung über den Trafoier Höhenweg die Stellungen der Österreichischen Soldaten aus dem ersten Weltkrieg kennengelernt, so besuchen wir mit dieser Tour deren damalige Gegner, die Italiener. Dazu erwandern wir die Route "Umbrail" des im September 2000 eröffneten Wegnetzes des militärhistorischen Wanderweges Stelvio - Umbrail, der mit grün-weiß-roten Strichen markiert ist.
Wir fahren mit unserem PKW oder dem im Sommer dreimal wöchentlich verkehrenden Extrapostauto auf den
Umbrailpaß (2501 m) an das ehemalige Schweizer Zollhaus.
Eine wichtige Bemerkung zu dieser Tour möchte ich im Voraus machen: Bis zur Punta di Rims (Grenzstein 12) ist diese Tour für einen guten Bergwanderer sicher kein Problem. Der Weiterweg zum Piz Umbrail erfordert aber einiges an Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Die Maßstäbe der Schweizer Wanderwege angelegt, müßte dieser Weg sicher mit blauen Wegzeichen markiert sein. Etwas erschwerend kommt hinzu, daß die Markierung des miltitärhistorischen Wanderweges so ausgelegt ist, daß der Weg umgekehrt gegangen wird, dabei wird der Aufstieg zum
Piz Umbrail (500 Höhenmeter) gleich zu Beginn bewältigt (siehe hierzu auch die Wanderung zum Lai da Rims), während bei der von mir beschriebenen Richtung der Anstieg hingegen im mehreren Etappen langsamer überwunden wird, was für einen Mittelgebirgswanderer (wie ich einer bin) sicher angenehmer ist. In dieser Richtung ist die Markierung aber nicht immer eindeutig und es besteht die Gefahr, daß man sich im Geröll der Spi da Rims versteigt.
Vom Zollhaus wanderen wir auf der Straße etwa 100 Meter über die Grenze in Richtung Italien, dann beginnt nach rechts der Weg, der auf der Südseite des Piz Umbrail entlang hoch über der Stilfserjochstraße in Richtung Westen führt. Wie bei der Wanderung zum
Lago di Cancano wandern wir zunächst langsam, nach etwa einer guten Stunde stärker ansteigend vorbei am halbverfallenen Stall Baitello del Cogno (2589 m) hinauf zur Bochetta di Forcola (2768 m), wo wir einen quer zu unserem Wanderweg verlaufenden Querriegel erstiegen haben.
Dies haben sich im ersten Weltkrieg die Italiener zu Nutzen gemacht, wie wir an den heute noch vorhandenen Resten von Stellungen und Schützengräben erkennen können. Sie bewachten das Vorfeld des Stilfserjochs, auf dessen Ostseite die Österreicher lagen. Von den Resten der Befestigungen können wir durch die "Schießscharten" auf unseren bisherigen Wanderweg und auf das vor uns liegende Stilfserjoch schauen.
Kurz unterhalb sehen wir heute noch das "Ricovero", das ehemalige Unterkunftsgebäude der italienischen Truppen. Dort hinab führt die Wanderung zum
Lago di Cancano. Wir hingegen wandern rechts diesen Querriegel hinauf entlang der Befestigungslinien. Wenig später treffen wir auf den alten Militärweg, der vom "Ricovero" heraufkommt. Wir steigen noch ein Stück hinauf, kommen dann in einen Sattel, wo ein Weg rechts um den Bergrücken herumführt. Wir aber bleiben auf der linken (westlichen) Seite und steigen in einer langen Kehre mit einer recht angenehmen Steigung den ehemaligen italienischen Versorgungsweg zur Punta di Rims (2946 m). Dieser Weg war so angelegt, daß er sogar von Pferdekarren befahren werden konnte. Das Geröll dieser Gegend hat ihn in den vergangenen mehr als achtzig Jahren allerdings wieder ziemlich zugeschüttet.

Blick von der Punta di Rims zur Bochetta di Forcola
Blick von der Punta di Rims zur Bochetta di Forcola, rechts das Gebäude
einer ehemaligen italienischen Kaserne (Ricovero).

Bild von der Homepage des Vereins Stelvio-Umbrail.

Oben haben wir den Kamm "Spi da Rims" und die Grenze zwischen Italien und der Schweiz erreicht. Eine herrliche Aussicht sowohl in Richtung Italien als auch in Richtung Schweiz entlohnt uns für diesen Aufstieg. Sechshundert Meter unterhalb sehen wir beispielsweise den wunderschönen Lai da Rims.
Hier können wir erkennen, daß die Soldaten Italiens und der Schweiz hier praktisch Wand an Wand lagen. Auf Schweizer Seite gab es einen Offiziersposten, in dessen Schutz auf der anderen Seite italienische Verteidigungslinien waren, denn die Italiener machten sich hier ebenso wie auf der Dreisprachenspitze die Österreicher die Nähe der neutralen Schweiz zu Nutzen, die die jeweiligen Gegner nicht beschossen haben. (Nähere Informationen hierzu gibt der im Jahre 2002 erschienene Wanderführer von David Accola "Der militärhistorische Wanderweg Stelvio - Umbrail", der für 29,50 Sfr bei den Tourismusbüros im Münstertal erhältlich ist).

Blick von der Punta di Rims hinüber zum Piz Umbrail
Blick von der Punta di Rims hinüber zum Piz Umbrail.

Wer sich das nun folgende sehr schwierige Gelände nicht zutraut, der sollte hier oben aufhören und auf dem gleichen Weg wieder zum Umbrailpaß zurückkehren. Wie eingangs erwähnt beginnt nämlich nun ein Wegstück, das eigentlich nicht mehr als Wanderweg bezeichnet werden kann, sondern vielmehr alpine Erfahrung erfordert. Zunächst steigen wir hinab zum tiefsten Punkt des Grates, dann führt der militärhistorische Wanderweg teilweise weglos durch Geröllhalden. Insbesondere hier fällt uns auf, daß die Markierung für die Gegenrichtung angelegt ist, denn für uns ist sie kaum zu erkennen. Man sollte vielmehr aufpassen, daß man im Geröllhang nicht zu weit nach unten kommt, denn wir umgehen mehrere Felstürme des Grates auf der linken (Schweizer) Seite. Nach einiger Zeit steigen wir hinauf und sehen in einiger Entfernung den Wegweiser des BAW-Wanderweges auf dem Piz Umbrail. Nun ist der Weg wieder besser erkennbar und auch recht gut zu begehen. Von links kommt der BAW-Weg vom Lai da Rims herauf und rasch haben wir die Spitze des Piz Umbrail (3033 m) erreicht. Weil der militärhistorische Wanderweg hier nun wieder über schwieriges Gelände hinunter führt, folgen wir jetzt dem offiziellen weiß-rot-weiß gekennzeichneten BAW-Wanderweg, der zunächst nach Norden hinabsteigt. Eine markante Stange mit der Blechdose kennzeichnet den Richtungswechsel und wir steigen anfangs recht steil durch das Geröllfeld an der Nordostflanke des Piz Umbrail weiter bergab. Dieses Stück fordert nochmals ein bißchen unsere Schwindelfreiheit. Am Ende des Gerölls beginnt wieder grasbewachsenes Alpgelände. Erleichtert wandern wir weiter bergab und passieren dabei die Grundmauern einiger Gebäude, die während der Grenzbesetzung im ersten Weltkrieg von den Schweizer Soldaten errichtet wurden. Nach einer ganzen Weile taucht vor uns wieder das Ziel - das Zollhaus am Umbrailpaß (2501 m) - auf. Noch wenige Minuten, dann liefert uns der Wanderweg auf der Paßstraße ab. Vorbei am Bergrestaurant Astras sind es noch wenige Schritte bis zu unserem Auto und wir haben eine schwere aber trotzdem herrliche Wanderung hinter uns gebracht. Doch auch demjenigen, der an der Punta di Rims umgekehrt ist, kann man sagen, daß auch dieser Teil der Tour durch die schönen Ausblicke durchaus sehr lohnend ist.

Wanderzeit : etwa 5 Stunden (9 km).
Höhenunterschiede : Auf- und Abstieg bis zur Punta di Rims etwa 440 m, bis zum Piz Umbrail Auf- und Abstieg insgesamt etwa 580 m.
Höchste Stelle : Punta di Rims (Grenzstein 12) (2946 m), bzw. Piz Umbrail (3033 m).
Einkehrmöglichkeiten unterwegs : keine.
Parkmöglichkeiten : Parkplatz beim Umbrailpaß.
Wichtig : Für den Grenzübertritt sind gültige Ausweispapiere mitzuführen !

Text: © Carsten Wasow 2002

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