Wie kommt ein Wanderweg in die Karte


erschienen in Heft 3 / 1997 der "Dorflinde", der Vereinszeitschrift des Odenwaldklubs e.V.

Das wichtigste Hilfsmittel bei einer Wanderung ist zweifelsohne die Wanderkarte. Die Landesvermessungsämter geben die Topographische Karte 1 : 50.000 heraus, die die Wanderwege enthält und auch von vielen privaten Kartenverlagen gibt es Wanderkarten. Doch ist solch eine Karte nur so gut, wie die Informationen die ihr zugrunde liegen.

Schön wäre es, wenn unsere Wanderwege so wären, daß man sie nie verändern muß. Doch dies ist natürlich eine Illusion. Immer wieder wird irgendwo gebaut - seien es Häuser oder Straßen - oder ein schöner Pfad wächst völlig zu. Dann muß ein Wanderweg der Situation angepaßt und gegebenenfalls verändert werden. Und schon ist die Wanderkarte falsch, also muß sie berichtigt werden.

Die Vorarbeit leistet der Wegewart. Er erkundet eine Alternativstrecke und meldet sie an seinen Gauwegewart. Dieser kümmert sich um die erforderlichen Genehmigungen der zuständigen Behörden, wie Forstämter. Wenn dann die Genehmigung vorliegt, kann der Wegewart die Änderung vornehmen und die neue Strecke markieren. Nun muß diese Änderung weiter gemeldet werden, damit die Wanderkarte berichtigt werden kann.

Bei uns im Odenwaldklub gibt es zwei Kartensachbearbeiter, die das Kartenwerk mit unseren Wanderwegen laufend halten und gegebenenfalls berichtigen. Dieses Kartenwerk besteht aus etwa 80 Blättern der Topographischen Karte 1 : 25.000, die im Volksmund als "Meßtischblätter" bekannt sind. In diesen Karten haben wir alle unsere Wanderwege eingetragen.

Die Kartensachbearbeiter sind die Ansprechpartner für die Landesvermessungsämter und Kartenverlage, mit denen wir zusammenarbeiten. Mein Kollege Wilfried Fassing ist für das hessische und bayerische Gebiet zuständig, während ich für den badischen Teil des Odenwaldes und den Kraichgau verantwortlich zeichne.

Doch nun wieder zu der am Anfang geschilderten Änderung. Die Sache nimmt jetzt ihren Lauf: Der Gauwegewart meldet also die Änderung an den zuständigen Kartensachbearbeiter, der sie in seinen Unterlagen einträgt. Ist ihm die vorgelegte Information nicht klar oder ist die Eintragung undeutlich, dann fährt er auch schon einmal hinaus, um sich die Sache vor Ort anzuschauen.

Will das Landesvermessungsamt oder der Kartenverlag eine Karte überarbeiten, dann meldet er sich beim Kartensachbearbeiter, der dann die gesammelten Änderungen weitergibt, damit die Kartographen die Kartenoriginale berichtigen können. Weil die Bearbeitung der neuen Karte einige Zeit in Anspruch nimmt, in der wieder neue Änderungen auftreten können, schickt mir das Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, mit dem ich hauptsächlich zusammenarbeite, einen Korrekturabzug der neuen Karte zur nochmaligen Überprüfung. Jetzt schaue ich nach, ob alle von mir gemeldeten Änderungen richtig übernommen sind und trage gegebenenfalls die zwischenzeitlich neu hinzugekommenen ein. Nun kann dann die Karte endgültig gedruckt werden und alle Wege sind wieder richtig dargestellt.

Wäre da nicht die Tatsache, daß immer wieder irgendwo gebaut wird - seien es Häuser oder Straßen - oder ein schöner Pfad wächst völlig zu ......

Carsten Wasow

Carsten Wasow und Eugen Schäfer beim Schildmontieren


Webmaster:
webmaster@carsten-wasow.de